Gröpelingen ist mit seinen 966 ha Fläche der größte Stadtteil im Bremer Westen. Und auch mit der Einwohnerzahl von fast 35.000 Menschen liegt er im Westen an der Spitze. Und er ist mit Abstand auch der jüngste und quirligste unter den Stadtteilen, denn die Anzahl der Kinder, die hier leben, ist hoch und ist dabei, im Gegensatz zu anderen Bremer Stadtteilen, im Wachsen. Und Gröpelingen ist der kulturell bunteste Stadtteil im Westen, wenn auch stark gefolgt von Walle. Mit seinen fünf Ortsteilen Lindenhof, Gröpelingen, Ohlenhof, In den Wischen und Oslebshausen hat Gröpelingen auch ganz unterschiedliche Gesichter – von der dörflichen Prägung in Oslebshausen bis zum ehemaligen Hafen- und Arbeiterquartier im Lindenhofviertel. Und vor allen Dingen: der Stadtteil Gröpelingen verfügt über eine sehr lange Geschichte.
Der heutige Stadtteil Gröpelingen ist ursprünglich aus den sogenannten "Haufendörfern" Gröpelingen, Wischhusen und Oslebshausen, die sich in grauer Vorzeit als eine Ansammlung von ausschließlich landwirtschaftlich orientierten Gehöften entwickelt hatten, entstanden. Alte Urkunden berichten erstmals 1193 über Beziehungen zwischen Bremen und Gröpelingen. Im Jahre 1218 wird Gröpelingen als "Gropelinge" urkundlich erwähnt, und im Zusammenhang mit dem "erzbischöflichen Ministerialiengeschlecht" von "Gropelinge" wird mit Thomas von Gropelinge die erste Persönlichkeit benannt. Sein Stammsitz ist "De Ohle Hoff", der von einem großen Park umgeben war und immerhin bis 1833 bestand. Die Straße "Beim Ohlenhof" erinnert daran noch heute. 1331 ist dann erstmals von der Gröpelinger Kirche mit ihrem Schutzpatron Nikolaus die Rede - sie steht unter dem Patronat des Bremer Dompropstes. 1371 kommt es zum Bau der Gröpelinger Kirche an der Kirchenallee. Ab 1551 wird in der Kirchenallee auch die erste Schule in Gröpelingen eingerichtet. Ende des 15. Jahrhunderts sterben die "Herren von Gropelinge", die auch Gohgräfen des zu Walle und Gröpelingen gehörenden Werderlandes waren, schließlich aus. Am 2. September 1757 okkupieren die Franzosen während des "Siebenjährigen Krieges" das immer noch als "Haufendorf" existierende Gröpelingen.
Die französische Verwaltung begann ab 1810 mit dem Bau einer neuen Straße, einer schnurgeraden Chaussee, dem heutigen Heerstraßenverlauf, welche Truppenbewegungen erleichtern sollte, aber auch der Verbesserung des zivilen Verkehrs diente. Dies war eine entscheidende Weichenstellung zur Verbesserung der verkehrlichen Anbindung. 1821 war die Chaussee bis Oslebshausen fertig gestellt. In der Folge kommt es zum Bau einer Anzahl von Landsitzen, die meist als "Sommerresidenz" Bremer Kaufmannsfamilien dienen. Entlang der Chaussee entstanden zahlreiche Cafés, Biergärten und Ausflugslokale und boten den Städtern die Möglichkeit zur Landpartie. Bremen begann, sich das Umland einzuverleiben. Die sogenannte "Weserkorrektion" von 1883 bildete den Auftakt für eine neue Epoche bzw. für das Ende des Dorfes Gröpelingen. Die Eingemeindung nach Bremen erfolgte 1902.
1570 meldet sich in den Annalen erstmals Oslebshausen zu Wort: Es wird eine Dorfschänke errichtet, die bis zum Sommer 2007 als das ältestes erhaltene Gebäude in Gröpelingen an der Oslebshauser Landstraße zu bewundern war. Ein Feuer hat das Gebäude jedoch vollständig zerstört. 1741 fallen die Dörfer Oslebshausen und Wischhusen durch den "Stader Vergleich" bis zum Jahre 1803 an Hannover. 1821 wird die Chaussee Bremen – Burg, die heutige Oslebshauser Heerstraße, gebaut und bringt den Anschluss sowohl an Walle als auch an Burg im Norden.
1823 erwirbt der Arzt Dr. Eduard Hirschfeld ein bewaldetes Dünengebiet im Grenzbereich zwischen Gröpelingen und Oslebshausen und wandelt dieses zu einer herrschaftlichen Parkanlage um. Nach mehrfachem Besitzerwechsel - hier sind u.a. die bekannten Familien Olbers und Focke zu nennen - stiftet der Kaufmann Ludwig Schrage den Landsitz für genesende Frauen und Mädchen unter dem Namen "Adelenstift" - seine verstorbene Frau ist die Namensgeberin. Später erhält das Diakonissenhaus die Stiftung als Schenkung.
1862 kommt es neben dem Chausseebau zu einer weiteren bedeutenden verkehrlichen Erschließung Gröpelingens und Oslebshausens - die Eisenbahnlinie Bremen-Geestemünde wird eröffnet und Oslebshausen erhält einen eigenen Haltepunkt, der am 15. Mai 1862 eingeweiht wird. Von hier aus wird der Verkehr von und nach Bremen in Betrieb genommen.
Brauereierbe H.W. Haake erwirbt 1862 eine Fläche mit Wald und Teichen an der Chaussee und lässt dort eine Villa erbauen. Berend Mattfeldt vermerkt dazu in sienem Tagebuch: "1862/63 wurde hier hinter unserem Holze das Haus von Haake erbaut." (Quelle: Aufzeichnungen des Berend Mattfeldt, hrsg. durch die Geschichtsgruppe "Alt Oslebs" im Bürgerhaus Oslebshausen 1984).
Als nächster Besitzer ersetzt der Bremer Kaufmann und Industrielle Wilhelm August Korff 1891 diese Villa durch einen Neubau, der als "Korff`sches Landhaus" oder auch "Villa Agathe" noch existiert und heute vom Förderzentrum "Oslebshauser Park" genutzt wird. Das gesamte Gelände wird in der Inflationszeit unter dem Namen "Korff`s Holz" vom Senat angekauft und unter Gartenbaudirektor Ahlers zu einer öffentlichen Grünanlage, dem Oslebshauser Park, umgestaltet. 1874 ist die Strafvollzugsanstalt Oslebshausen nach 3jähriger Bauzeit fertig und wird in Betrieb genommen. 1906 wurde die schon bestehende Oslebshauser Schule an der "Chaussee" für 8 Klassen ausgebaut und nahm ihren regulären Betrieb auf. 1914 wird die Hochlegung der Bahnverbindung nach Geestemünde (Geestbahn) auf einen Bahndamm beendet. Die alte, bis dahin genutzte Trasse entspricht dem heutigen Verlauf des Grünzuges West. Oslebshausen verliert 1921 seine Eigenständigkeit und wird eingemeindet.
1870 gehört auch das westlich benachbarte Dorf Wischhusen zu Gröpelingen. 1872 wird die Eisengießerei von Carsten Waltjen in "AG Weser" umgewandelt und siedelt 1905 aus dem Bereich des ehemaligen "Sandberges" an den späteren Traditionsstandort in Gröpelingen, wo er sich zum größten Arbeitgeber des Stadtteils entwickelt. 1883 kommt es zur sogenannten "Weser-Korrektion". Der in Höhe Oslebshausen befindliche Bogen der Weser wird durchstochen, das Flussbett begradigt und auf 5m vertieft. Den Verlauf des alten Weserarms markiert in etwa die Straße Auf der Finkenau. 1888 ist der Zeitpunkt weiterer großer Veränderungen in den Strukturen des Bremer Westens. Durch den Anschluss an das Zollgebiet des Deutschen Reiches ist die Basis für Hafenausbau und Industrieansiedlung gegeben. Gröpelingen als Standort hafenbezogener Industrie wächst zusehends. 1904 erfolgt die Eingemeindung als attraktiver Wirtschaftsstandort Bremens. 1906 beschäftigt die "AG Weser" bereits 3.500 Arbeitnehmer. Im gleichen Jahr, am 19. Dezember 1906, wird der Bau des Industrie- und Handelshafens von Senat und Bürgerschaft beschlossen. Er wird als Anlage mit fünf Becken geplant, die durch eine Schleuse gezeitenunabhängig gestaltet werden soll. Gleichzeitig wird die Anlage einer Hafenbahn beschlossen. Am 7. Januar 1908 wird die Norddeutsche Hütte als Vorläufer der heutigen Klöckner-Werke gegründet. Zwei Jahre später, 1910, kommt es zu einer weiteren bedeutenden Firmengründung: die Vakuum-Öl-Werke nehmen den Betrieb auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg firmiert das Unternehmen unter "Mobil-Oil".
Zu diesem Zeitpunkt hat der enorme Bedarf an Arbeitskräften in der Hafenindustrie und arbeitsplatznahem Wohnraum zu einer schnellen Bebauung der bisher landwirtschaftlich genutzten Grundstücke geführt. An der Gröpelinger Heerstraße und der Lindenhofstraße entstehen in rascher Folge mehrgeschossige Wohn- und Geschäftshäuser. Auf den angrenzenden Flächen erstellen private Bauunternehmen ganze Straßenzüge mit Kleinhäusern. Beispiele hierfür sind die Ritterhuder Straße, die Buxtehuder Straße oder auch das zwischen Liegnitzstraße und Pastorenweg gelegene Viertel. 1926 wird der Straßenbahnbetriebshof an der Gröpelinger Heerstraße errichtet.
In Oslebshausen entstehen zwischen 1924 und 1939 die Wohnquartiere Randweg/Bauernweide sowie das Wohnviertel zwischen Togostraße und Stubbener Straße; weitere Bauaktivitäten setzen am Alten Heerweg und im Umfeld der Oslebshauser Wurth ein.
In Gröpelingen und Oslebshausen haben einige Vereine bereits eine lange Tradition.
Die ältesten Vereine sind der Turn- und Rasensportverein TURA und die Sportgemeinschaft Oslebshausen SGO, die beide 1894 gegründet wurden. In den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts sind beide Vereine in schöne neue Räumlichkeiten umgezogen und führen als wichtige Gemeinwesenträger auch weiterhin ein reges Vereinsleben.
1904 wird die Bremer Schützengilde gegründet, deren Mitglieder ein Jahr darauf ein Gelände an der Bromberger Straße kaufen und dort ansässig werden. Hier befindet sich der Verein auch heute noch. Stand früher die Tradition der Schützenfeste im Vordergrund, so ist es heute mehr das sportliche Schießen.
Auch der Bürgerverein Oslebshausen kann auf eine 100jährige Tradition zurückblicken. 1906 wurde er gegründet und setzt sich bis heute für die Belange der Oslebshauser und Oslebshauserinnen ein.
Anfang des 20. Jahrhunderts werden auch viele in Gröpelingen ansässige Kleingartenvereine gegründet. Haben sich die Menschen zunächst zusammen getan, um der kritischen Versorgungslage während und nach dem 1. Weltkrieg entgegen zu wirken, hat der Kleingarten heute seine Funktion als Ernährungsgrundlage weitgehend verloren. Heute dagegen hat der Kleingarten seine Bedeutung eher als privat-familiärer Rückzugsraum und als Ort geselliger Freizeit. Ältere Kleingartenanlagen bekommen jedoch eine immer stärker werdende ökologische Bedeutung.
1925 wird der Mandolinen- und Gitarren-Klub "Stolzenfels" Bremen von 1925 e.V. gegründet, der auch heute noch bei vielen kulturellen Veranstaltungen mitwirkt und schon viele Konzerte sowohl im In- und Ausland gegeben hat. Gespielt wird auf Mandolinen, Mandolen, Gitarren und auf dem Kontrabass.
Hervorgegangen aus dem ehemaligen Werksorchester der "AG Weser" wird 1948 der Harmonika-Club Frohsinn e.V. gegründet. Das Repertoire des Orchesters umfasst heute klassische Akkordeonliteratur, Wiener Walzer, argentinischen Tango und bekannte Musicalmelodien. Außerdem bietet der Verein Akkordeon-Unterricht.
Arbeitslosigkeit und Armut prägen die beginnenden 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Zwangsmaßnahmen gegen Arbeiter ist von Beginn der Nazi-Herrschaft an die Methode, mit der die Arbeitslosigkeit beseitigt werden soll. "Wohlfahrtserwerbslose" müssen Pflichtarbeiten leisten, um Fürsorgeunterstützung zu erhalten. Wer sich dagegen wehrt, muss mit der Einweisung in Zwangsarbeitslager rechnen. Einzelne Straßenzüge in Gröpelingen, z.B. die Hüttenstraße, sind als "rote" Arbeiterviertel während der Konsolidierung der faschistischen Macht wie viele andere Arbeiterbezirke Razzien und Anschlägen der Nazis ausgesetzt. Reformpädagogen wie z.B. Sonnemann, der Leiter des Zuchthauses in Oslebshausen, werden ihres Postens enthoben oder gehen freiwillig. Erst als die deutsche Wirtschaft zunehmend auf Kriegsproduktion umstellt, nimmt die Arbeitslosigkeit ab. Ab 1936 macht sich in den Rüstungszentren wie Bremen ein fühlbarer Facharbeitermangel bemerkbar. Im Juni 1938 wird die Dienstverpflichtung eingeführt. Mit Beginn des Krieges ändert sich die Zusammensetzung der Belegschaften. Aus den besetzten Gebieten werden Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt, die die zum Wehrdienst eingezogenen deutschen Arbeiter ersetzen müssen. In den bremischen Außenbezirken und in der Nähe großer Industrieansiedlungen befinden sich die größten Lager für Menschen, die zwangsweise im Deutschen Reich für die Kriegsproduktion arbeiten müssen. In Gröpelingen und Oslebshausen gibt es zahlreiche große und kleinere Lager. Die bekanntesten sind wohl das Lager Tirpitz, das Außenkommando Schützenhof des KZ Neuengamme und das Lager Riespott. Täglich, sehr wohl sichtbar für die hier lebenden Menschen, müssen die KZ-Häftlinge aus den verschiedenen Lagern zu Fuß durch den Stadtteil zur "AG Weser" oder werden mit Booten und Kähnen z.B. zum Bunker Hornisse gebracht. Die Todesrate ist hoch.
In Gröpelingen hat sich in den letzten Jahren eine Gruppe sehr engagierter Menschen zusammengetan, die wertvolle Erinnerungsarbeit leisten und das Gedenken an die Opfer des Unrechtregimes aufrechterhalten. So wurden im Jahr 2004 u.a. mit finanzieller Unterstützung des Beirates Gröpelingen Gedenktafeln für die ermordeten Menschen aufgestellt, die des Schicksals der vielen namenlosen Opfer gedenken. Auf Initiative des Beirates Gröpelingen werden im Jahr 2005 Zusatztafeln an jene Straßenschilder angebracht, deren Straßennamen bis 1936 auf alttestamentarische Männernamen hinweisen. In Gröpelingen wird aus der Raphaelstraße die Adelstedter Straße, die Urielstraße erhält den Namen Uthleder Straße und die Michaelstraße wird in Driftsether Straße umbenannt. Seit einigen Jahren besteht außerdem eine sich allmählich verfestigende Begegnung zwischen Gröpelingern und den Familien von ehemaligen Zwangsarbeitern aus Meenzel-Kiezegem/Belgien, die während der Nazi-Zeit in Lagern in Gröpelingen gelebt und gelitten haben. Alljährlich am 9. November wird der Opfer des Naziterrors am ehemaligen jüdischen Altersheim, dem sogenannten Gröpelinger Rosenak-Haus, gedacht. Auch hier wurde eine Gedenktafel aufgestellt.
Nach dem Krieg gelingt Bürgermeister Wilhelm Kaisen ein entscheidender Schritt zu neuer wirtschaftlicher Stärke. Er hat den Alliierten nach jahrelangen Verhandlungen 1951 die Erlaubnis abgerungen, dass die AG Weser wieder Schiffbau betreiben darf. 1954 wird die Norddeutsche Hütte an Klöckner veräußert. Der Baubeginn durch Klöckner erfolgt 1955 – es ist Deutschlands erstes Hüttenwerk nach zwanzig Jahren. Im gleichen Jahr erfolgen Grundsteinlegung und Richtfest des Kraftwerkes "Hafen".
Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg erlebt der Stadtteil Gröpelingen mit seinen heutigen 5 Ortsteilen einen enormen Einwohnerzuwachs: 1939 leben rund 36.250 Menschen in Gröpelingen (davon 10.700 in Oslebshausen), 1960 sind es schon fast 49.000 Menschen (davon 12.207 in Oslebshausen), die im hohen Maße ortsnah an ihrem Arbeitsplatz leben. Deshalb erlebt auch der Wohnungsbau neue Impulse: Ende der vierziger bis hinein in die sechziger Jahre entstehen in großem Umfang Geschosswohnungsbauten zwischen der Gröpelinger Heerstraße und dem Bahndamm. Entsprechend wird die Infrastruktur den Bedürfnissen angepasst. 1958 kommt es zur Grundsteinlegung des Diakonissenkrankenhauses, das am 18. April 1961 eingeweiht wird. Kranken- und Mutterhaus werden bezogen, nachdem die 1879 an der Nordstraße eingerichtete Diakonissenanstalt im Zweiten Weltkrieg völlig zerbombt worden war und in Findorff in den Missler-Hallen eine vorübergehende Bleibe gefunden hatte. Die Grundschulen Auf den Heuen, Pastorenweg und Halmerweg, die Gesamtschule West sowie zahlreiche Kindertagesstätten entstehen. Die Schulen Oslebshauser Park und Oslebshauser Heerstraße sowie die heutige Johann-Heinrich-Pestalozzi-Schule werden jeweils um einen Anbau erweitert. Im Mai 1952 nimmt das älteste Bürgerhaus in Bremen, das Nachbarschaftshaus Helene Kaisen, seine Arbeit auf. 1976 folgt das Bürgerhaus Oslebshausen.
Sind die Nachkriegsjahre vom Wiederaufbau, vom nach und nach einsetzenden Wirtschaftswunder, von Zuwachs und Expansion gekennzeichnet, setzt in den 70er-Jahren eine zunächst kaum spürbare, aber immer deutlicher werdende wirtschaftliche Rezession ein. Leben 1970 noch 43.650 Menschen (inkl. Oslebshausen) so nimmt die Zahl in den Folgejahren kontinuierlich ab. 1975 sind es 38.271 (jeweils inkl. Oslebshausen) Menschen und 1980 nur noch 36.516. Dramatischer Höhepunkt für den Stadtteil Gröpelingen ist die Schließung der "AG Weser" im Jahre 1983. Die Geschichte des Niedergangs dieses Traditionsunternehmens verdient eine eigenständige, ausführliche Betrachtung. Es kann aber festgestellt werden, dass die bundesweit aufsehenerregende Auseinandersetzung um die Schließung der Werft tiefe Spuren in den Strukturen des Stadtteils hinterlassen hat.
In dieser Zeit wird der Arbeiterverein Use Akschen e.V. gegründet, der heute im Lichthaus, dem ehemaligen Arbeiteramt nahe dem heutigen Shopping-Center Waterfront, ansässig ist. Der Verein vertritt die Interessen der ehemaligen Werftarbeiter gegenüber den Berufsgenossenschaften und pflegt das Andenken an die 1983 geschlossene Traditionswerft.
Nach einem intensiven, öffentlich geführten Diskussionsprozess kann die Kommunalpolitik vor Ort einen entscheidenden Erfolg verzeichnen: 1991 legen Senat und Bürgerschaft nach vorausgegangenen Untersuchungen mit dem "Stadtteilzentrum Gröpelingen" das bisher größte zusammenhängende Sanierungsgebiet in Bremen fest. Die Bremische Gesellschaft wird als Sanierungsträger eingesetzt, im Haushalt werden entsprechende Mittel zur Attraktivitätssteigerung des Stadtteils festgelegt. In einem beispielhaften Abstimmungsprozess mit interessierter Bevölkerung, Stadtteilbeirat und einem eigens eingerichteten Sanierungsbeirat wird über fünfzehn Jahre ein Maßnahmenbündel entwickelt, das Gröpelingen in vielen Lebensbereichen aufwerten und seine Funktion als wirtschaftliches "Mittelzentrum" zwischen City und Bremen-Nord stärken soll.
In der Folge wurden einzelne Bereiche mit völlig neuer Qualität versehen. Zum Beispiel wurde der Kreuzungsbereich Gröpelinger Heerstraße/Lindenhofstraße neu gestaltet, ebenso die Lindenhofstraße sowie die Achse Lindenhofstr./Liegnitzstraße in Richtung Hafen. Im Hafenbereich wurde das Lichthaus (das ehemalige Arbeiteramt der AG Weser) grundsaniert, der Gröpelinger Fährweg mit seinem Anleger geschaffen und das Veranstaltungszentrum Pier 2 hat sich verfestigt. Mit der Verlegung der Feuerwache konnte im Bereich Heerstraße/Elbingerstraße ein völlig neues Konzept, eine Umnutzung des Feuerwachenstandortes, verfolgt werden: Neubau eines "Betreuten Wohnens" für deutsche und türkische Senioren sowie für eine Kindergruppe, Umnutzung der vorgelagerten Villa als Volkshochschule im Bremer Westen sowie Nutzung der Feuerwachenräumlichkeiten für Gastronomie und Künstlerateliers. Ein weiteres Ergebnis des Sanierungsbemühens ist die Entstehung des Vereins "Kultur Vor Ort e.V.", deren kulturelle Aktivitäten inzwischen stark mit dem "Gröpelinger Marketing e.V." verbunden sind, welcher die Interessen des Einzelhandels vertritt. Beide Vereine sind im Torhaus Nord in der Liegnitzstraße ansässig, mit dem der Stadtteileingang vom Hafen aus in den Ortskern markiert wird.
Mit der Anwerbung der sogenannten "Gastarbeiter" sind viele MigrantInnen auch nach Gröpelingen gekommen und sind dem Stadtteil treu geblieben. Betrug der Anteil an MigrantInnen 1975 noch 10,2% der Bevölkerung, so ist die Zahl im Jahr 2003 auf 22,8% angestiegen. Die Anwesenheit von MigrantInnen, besonders die der türkischen Community, ist im Stadtteil Gröpelingen klar erkennbar: türkische Geschäfte, Ärzte, Rechtsanwälte, Friseure bis hin zum alteingesessenen türkischen Sportverein "VATAN SPORT e.V.", der im Lindenhofviertel beheimatet ist. Die interkulturelle Situation in Gröpelingen zeigt heute eher das Bild einer Parallelgesellschaft, die von einer friedlichen Koexistenz geprägt ist. Die Basis für dieses friedliche Nebeneinander findet sich möglicherweise in der Selbstverständlichkeit, mit der man in Gröpelingen auf andere Nationalitäten reagiert, da man sie aus dem Miteinander der ersten Gastarbeitergenerationen im Hafen, auf der Werft und auf der Hütte als Normalität begreift. Dennoch gibt es auch immer wieder unterschiedliche Standpunkte zwischen den Kulturen, mit denen sich die Gesellschaft auseinandersetzen muss, z.B. beim Bau der 1996 fertiggestellten Fatih-Moschee mit ihrer Kuppel und dem Minarett. Das Miteinander findet auch ganz selbstverständlich in den Kindertagesstätten, den Schulen und am Arbeitsplatz statt, in der Freizeit trifft man es jedoch weniger an.
Wird die Interkulturalität als Bereicherung des Lebens begriffen, so ist das die Basis einer guten Zusammenarbeit und eines erfolgreichen Zusammenlebens. In Gröpelingen gibt es viele Beispiele der Zusammenarbeit. Zum einen funktioniert sie auf der Ebene einer intensiven Netzwerkarbeit, die gleichermaßen deutsche und nicht-deutsche Einrichtungen und Vereine in die Stadtteilarbeit einbezieht. Das kann einerseits über Arbeitskreise zu allgemeinen themenspezifischen Fragestellungen z.B. Kinder und Jugendliche, älter werden im Bremer Westen etc. erfolgen oder aber auch über spezielle Gesprächskreise, wie z.B. den "Interkulturellen Arbeitskreis in Gröpelingen", der von der Volkshochschule im Bremer Westen und dem Ortsamt West regelmäßig einberufen wird. Für alle Einrichtungen in Gröpelingen gilt jedoch, dass sie sich tag-täglich mit dem Thema Integration auseinandersetzen müssen. Sie erbringen in ihrem Alltag bereits einen erheblichen Anteil an Integrationsleistungen.
Außerhalb des Sanierungsgeschehens geschieht im Stadtteil Gröpelingen auch eine ganze Menge: Nach langer Planungszeit wurde der Oslebshauser Bahnhof und sein Umfeld umgestaltet. Rund um den Bahnhof konnte 2007 ein Ortsteilzentrum mit Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungen eingeweiht werden. Auch der Oslebshauser Marktplatz hat ein neues Gesicht bekommen. Das Sozialwerk der Freien Christengemeinde hat um den Platz herum ein Zentrum für Senioren gebaut, an den Straßen Menkenkamp und Am Alten Sportplatz haben sich zahlreiche Hauseigentümer angesiedelt. Die Schulen Auf den Heuen, Oslebshauser Heerstraße und das Förderzentrum im Oslebshauser Park haben ein neues Outfit sowie neue Klassenräume erhalten und das Bürgerhaus Oslebshausen ist erweitert worden.
Das Gemeinschaftshaus Stuhmer Straße mit seinem Café und der Nachbarschaftsbörse hat sich durch das Bewohnerforum im Rahmen des Projektes "Wohnen in Nachbarschaften" sehr gut entwickelt, der Streichelzoo konnte ausgebaut und eine Elternschule eingerichtet werden. Die Erlebnisfarm Ohlenhof konnte sich mit ihren vielfältigen Freizeit-, Bildungs- und Sozialangeboten auf Stadtteilebene behaupten und das Nachbarschaftshaus Helene Kaisen hat ein umfangreiches Angebot für Jung und Alt. Das Gröpelinger Sommerfest und zahlreiche Straßenfeste und Aktivitäten laden zum Mitmachen ein.
Seit dem Frühjahr 2007 verbindet die Ortsteile Oslebshausen, Ohlenhof und Gröpelingen die Gröpelinger Sportmeile mit ihrem ca. 8 km langem Laufband. Es lädt zu Bewegung und gesunder Lebensführung ein und gibt ein Abbild von der guten Netzwerkarbeit, die im Stadtteil herrscht.[COUNTER VERSTECKT]