Es ist lange her, als der Findorffer Torfhafen im Jahre 1873 entlang der Neukirchstraße angelegt wurde. An seinem alten Standort hinter dem heutigen Hauptbahnhof war er der damals noch jungen Entwicklung des Eisenbahnwesens im Wege. Seine Ausmaße waren beachtlich: er reichte ursprünglich bis an die Hemmstraße heran. Ende des 19. Jahrhunderts legten hier jährlich 30.000 Torfkähne an – damals das Haupttransportmittel zwischen den Dorfgemeinden des Teufelsmoors und der Hansestadt. Ihre Fracht: mühsam abgebauter Torf, der den Hansestädtern als bevorzugtes Brennmaterial diente. Die Jahre gingen ins Land, die Verkehrsmittel wurden moderner.
Der Moorexpress Jan Reiners, ab 1900 bis 1954 auf einer Streckenführung zwischen Bürgerweide und Tarmstedt unterwegs, ersetzte mit seinem Personen- und Gütertransport nach und nach die kleinen Kähne der Moorbauern. Schon 1913 wurde der Torfhafen bis zur Höhe Magdeburger Straße zugeschüttet, und nach dem Zweiten Weltkrieg auf seine heutige Dimension reduziert. Diese Restfläche des ehemals imposanten Torfhafens – zudem durch eine Spundwand vom Torfkanal getrennt – verfiel in eine Art Dornröschen-Schlaf. Spötter sprachen von einem "Enten-Wendebecken".
Seit einigen Jahren haben sich Beirat Findorff und Ortsamt West dafür eingesetzt, an dieser Nahtstelle zwischen Wochenmarkt, Bürgerpark und Bürgerweide neues Leben entstehen zu lassen. Senat und Bürgerschaft unterstützten diese Forderung. Finanziert mit stadtbremischen Haushaltsmitteln und europäischen Fördergeldern bekam der Torfkanal und sein direktes Umfeld ein neues Gesicht. Die Sanierung der maroden Kaimauern und die Neugestaltung der angrenzenden Grünflächen standen ebenso auf dem Programm wie Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität. Als besonders wichtig erwies sich die Entfernung der Spundwand zwischen Hafen und Kanal: erst durch diesen Eingriff ist der Torfhafen wieder zum Ziel von Torfkähnen geworden, die heute unter dem Stichwort "Sanfter Tourismus" auf dem Flüsse-System zwischen Bremen und niedersächsischem Umland
verkehren.
Sicher erinnern wir uns alle an das prächtige Bild, das sich einigen tausend nicht nur aus Findorff kommenden Schaulustigen bot, als 2006 erstmals die "Torfkahn-Armada" mit zahlreichen Kähnen aus den Umlandgemeinden unseren Hafen an der Neukirchstraße ansteuerte.
Dieses Schauspiel wiederholt sich seither alle drei Jahre, nur pandemiebedingt musste es ausfallen. im Jahr 2023 soll es wieder soweit sein, dass es heißt: Leinen los!
Fotos: August Kötter