Findorff beherbergt heute auf einer Gesamtfläche von rund 433 ha. knapp 26.000 Einwohner und zählt zu den dicht besiedelten Quartieren in Bremen. Die vier Ortsteile Findorff-Bürgerweide, Regensburger Straße, Weidedamm und In den Hufen bilden diesen Stadtteil, der in einer Insellage zwischen Bremen-Mitte und dem Bremer Westen angesiedelt ist.
Noch 1840 war die Fläche des heutigen Findorffs im Wesentlichen landwirtschaftlich geprägt und allein der Torfkanal mit seinem Torfhafen und der Vorläufer der heutigen Hemmstraße erschlossen dieses Gebiet. Zu dieser Zeit zählte der heute so lebendige Stadtteil noch nicht einmal zur sogenannten Vorstadt, um die sich Bremen seinerzeit über die Stadtmauern hinaus zunehmend erweitert hatte. Erst seit 1951 heißt dieser stetig wachsende Stadtteil offiziell Findorff und hat seinen Namen nach Jürgen Christian Findorff (geb. 1720 – gest. 1792) erhalten, der für die Bedeutung des Torfabbaus und seiner Auswirkungen auf den Stadtteil ausschlaggebend war.
Jürgen Christian Findorff wurde im Jahre 1772 vom damaligen König zum Moorkommissar ernannt. Er hat die Kolonisierung des Teufelsmoores entscheidend vorangetrieben, präzise Kartierungen erstellt, Entwässerungszüge gebaut und Hochmoordörfer anlegen lassen. Die Kultivierung des bis dahin unzugänglichen Moorgebietes wurde ihm zum Lebensinhalt, und der dort abgebaute Torf, der über den Torfkanal über Findorff in die Hansestadt gelangte, wurde zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Die damals sehr landwirtschaftlich geprägte Fläche des heutigen Findorffs verfügte zunächst lediglich über zwei verkehrliche Erschließungen: die Hemmstraße und den Torfkanal. Der Torfkanal diente den Moorbauern als Transportweg für ihre Torfkähne, mit denen sie ihre Ladung nach Bremen beförderten. Ursprünglich sollte der Torfkanal direkt neben der Hemmstraße gebaut werden. Doch dort ansässige Landwirte erhoben dagegen Einspruch, so dass der Kanal seine noch heute ablesbare Trassierung am Rande von Stadtwald und Bürgerpark erhielt. Gebaut wurde er 1817 und reichte zunächst bis zu dem ursprünglich hinter dem heutigen Hauptbahnhof gelegenen Torfhafen. 1873 erhielt der Hafen einen neuen Standort an der im Jahr darauf angelegten Neukirchstraße.
Verschiedene Straßennamen zeugen noch heute von der engen Verbindung des Stadtteils zum Moor: die Tarmstedter, Falkenberger, Lilienthaler und Worpsweder Straße, die Eickedorfer und nicht zuletzt die Findorffstraße können dafür beispielhaft benannt werden.
Neben dem Torfabbau war die Eisenbahn ein weiterer wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Gebiet. Von einer ersten städtebaulichen Entwicklung Findorffs kann man deshalb frühestens ab 1848 sprechen. Die Dampflokomotive war erfunden worden, und in der Mitte des 19. Jahrhunderts haben Bremens Stadtväter erkannt, dass die Eisenbahn ein konkurrenzfähiges Verkehrsmittel wurde. Nach langen Verhandlungen wurde das notwendige Vertragswerk mit den Ministerien in Hannover geschlossen und 1847 die Bremen-Hannoversche Eisenbahn in Betrieb genommen. Weitere Gleisführungen folgten in den 60er und 70er Jahren, bis man 1889 den Zentralbahnhof eröffnete, den wir heute noch als Hauptbahnhof Bremen kennen. Findorff ist also seit seiner frühesten Entstehungsgeschichte mit dem Schienenverkehr verbunden und befindet sich, umgeben von Bahngleisen, fast in einer Insellage, die nur mit einer Reihe von Tunnelanlagen durch die Bahndämme hindurch Schlupflöcher zur Außenwelt zu besitzen scheint.
Besondere Verbundenheit besitzt Findorff noch heute mit einer Schmalspurbahn, die unter dem Namen "Jan Reiners" den früheren Parkbahnhof (hinter der heutigen Stadthalle gelegen) mit Tarmstedt verband. Auf Initiative des Ökonomierates Jan Reiners erfolgte nach sechsjähriger Vorplanung die Betriebseröffnung dieser Kleinbahn, deren erste Lokomotive den Namen "Jan Reiners" trug. Zu Beginn umfasste das Unternehmen sechs Dampflokomotiven, 50 Güterwagen, 8 Personen- und 2 Packwagen und lieferte einen wesentlichen Beitrag zur Erschließung des Moorgebietes. Die Schmalspurbahn überstand die Weltkriege und erlangte bei "Hamsterfahrten" eine besondere Bedeutung.
Am 22. Mai 1954 trat sie ihre letzte Fahrt vom Parkbahnhof in Richtung Tarmstedt an - nur das Teilstück zwischen Falkenberg und Tarmstedt wurde noch bis zum 29.1.56 aufrechterhalten. Die noch heute an der Hemmstraße ansässige Firma Gerdts erwarb die "Jan Reiners -Lok" für eigene Betriebszwecke und stiftete sie schließlich dem Bürgerverein Findorff. Unterstützt durch Spenden, konnte "Jan Reiners" am 5.5. 1967 an der Hemmstraße /Eickedorfer Straße unweit ihres alten Gleisverlaufes als Denkmal aufgestellt werden - dort befindet die Lok sich unter Obhut und Pflege des Bürgervereins.
Eine Besiedelung der Flächen ab 1848 jenseits des damaligen Zentralbahnhofs ließ sich nicht mehr aufhalten - durch den Ausbau der Eisenbahnstrecken in der Vorstadt Bremens wuchs naturgemäß die Zahl der Beschäftigten dieses neuen Wirtschaftszweiges und mit ihnen der Bedarf an arbeitsplatznahem Wohnraum. Zwei Privatunternehmer bauten deshalb 1863 an der Plantage die ersten 18 Eisenbahnerhäuser. Die Plantage mit ihrem exotisch anmutenden Namen war bereits 1750 vom Kaufmann Eberhard Hoorn zu einem prunkvollen Sommersitz mit südländischem Gepräge ausgebaut worden. 1802 wurde sie dann zu einem Ausflugsort der "gehobenen Gesellschaft" umgebaut, öffnete sich aber aus wirtschaftlichen Gründen später auch dem einfachen Gast. Bereits 1870 standen in diesem Bereich 77 Häuser. Auch die Sturmflutkatastrophe von 1881, bei der weite Teile der Vorstadt und auch die Plantage überschwemmt wurden, konnte die weitere bauliche Entwicklung nicht mehr aufhalten. Nach 1892 - die Findorffstraße hatte soeben ihren Namen erhalten, nachdem die Bezeichnung "Am neuen Torfkanal" sich nicht dauerhaft durchsetzen konnte - entstanden die Brandtstraße und die Thielenstraße.
Der Eisenbahnspar- und Bauverein errichtete 1893 die ersten zehn Häuser an der Eickedorfer Straße. 57 Eisenbahner hatten sich seinerzeit auf der Grundlage des neuen Genossenschaftsgesetzes zusammengeschlossen, um der Wohnungsnot ihres Berufsstandes aktiv zu begegnen. Zur Jahrhundertwende war bereits Wohnraum für 79 Familien geschaffen worden, und 1910 war aus den 57 Pionieren eine leistungsfähige Gemeinschaft von 700 Mitgliedern geworden. Dieser Eisenbahnspar- und Bauverein (ESPABAU) schaut heute als älteste Bremer Wohngenossenschaft auf eine über 100-jährige Geschichte zurück und verfügt im gesamten Stadtgebiet über einen Bestand von etwa 3000 Wohnungen. In Findorff ist er noch heute - auch in den Neubaugebieten - bauwirtschaftlich dominierend.
Anfang des 20. Jahrhunderts hat sich der Senat Bremens schwer getan, das sich dynamisch entwickelnde Siedlungsgebiet als eigenständiges Gebilde anzuerkennen. Immerhin sprach man schließlich von der "nördlichen Bahnhofsvorstadt", ohne sie als eine selbständige Einheit in der reformierten Gebietseinteilung zu betrachten.
Auch die nächste Namensgebung war nicht eben mit Realitätsbezug versehen: 1914 , als sich der Begriff "Findorff" bereits einzubürgern begann, wurde aus den heutigen Ortsteilen Findorff und Regensburger Straße die "Utbremer Vorstadt", während Weidedamm und in den Hufen zur "Blocklander Vorstadt" erklärt wurden. Der Begriff "Findorff" wurde 1951 dann endlich im Zuge einer weiteren Verwaltungsgrenzreform amtlich.
Schneller reagierte der Senat auf den Beschulungsbedarf in diesem so sprunghaft expandierenden Wohnviertel. Nachdem 1901 die Schule an der Schleswiger Straße und 1911 die gegenüberliegende Schule am Pulverberg die ersten Adressen für Findorffer Schulkinder waren, folgte 1912 eine quartierseigene, zudem unentgeltliche Volksschule an der Regensburger Straße - Freischule wurde eine solche Einrichtung damals genannt im Gegensatz zu den "Geldschulen", für die Schulgeld zu entrichten war.
1907 war die Geburtsstunde einer Einrichtung, die noch bis vor wenigen Jahren das architektonische Erscheinungsbild Findorffs mitprägte: die Friedrich-Mißler-Hallen eröffneten an der Hemmstraße /Walsroder Straße als Bremer Sammelpunkt für Auswanderer. Bremen hatte sich damals zum größten Auswandererhafen Deutschlands entwickelt, und vor allem unter der Schirmherrschaft des Norddeutschen Lloyds suchten jährlich weit über 200.000 vor allem aus Osteuropa stammende Menschen eine neue Heimat in Übersee.
Der Norddeutsche Lloyd gründete zusammen mit dem Bremer Kaufmann Friedrich Mißler die "Bremer Auswandererhallen", um den Auswandererstrom zu regulieren, Beratung und Betreuung, Unterkunft und Verpflegung bis zur langersehnten Schiffspassage zu gewährleisten. Diese Funktion behielten die "Mißler-Hallen", nachdem sie im 1.Weltkrieg vorübergehend als Lazarett dienten, bis zur Zeit des Nazi-Regimes. Dann wurde der Gebäudekomplex als Konzentrationslager für politische Häftlinge missbraucht, um im Zweiten Weltkrieg wieder als Lazarett zu dienen.
Die Inschrift auf der Tafel lautet: "Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen NEIN" (Kurt Tucholsky).
Nach dem Ende der Nazi-Diktatur wurde es schließlich zum "Krankenhaus Findorff" und erfüllte diese Funktion bis in die Achtziger Jahre. Eine Reformierung des Bremer Krankenhauswesens beendete diese Nutzung; 1986 kam es zum Abriss des Gebäudes. Der Nachfolgebau bietet heute vor allem betagten Findorfferinnen und Findorffern die Möglichkeit, in ihrem Stadtteil alt zu werden und selbständig zu bleiben - der Findorffer Wohnstift als Altenwohn- und Pflegeheim bietet hierfür die entsprechende Möglichkeit.
Der Bürgerverein Findorff als mitgliederstärkster seiner Art in Bremen wurde 1902 gegründet und verfügt über eine eigene Geschichte. Er war der erste lokale Interessensvertreter der Findorffer Bevölkerung und stets engagierter Streiter für deren Belange. Auch heute noch bringt er sich in die kommunalpolitische Diskussion des Stadtteils ein.
Der Stadtteil grenzt an so bevorzugte Naherholungsgebiete wie das Blockland, den Bürgerpark und den Stadtwald mit dem sogenannten "Uni-See". Das ständig expandierende Universitätsgelände mit seinen zahlreichen Einrichtungen für Forschung und Lehre ist ein weiterer außerordentlich attraktiver Nachbar des Stadtteils Findorff. Findorffs bevorzugter Reiz als Wohnlage ist damit bereits angedeutet: kürzeste Fahrzeiten mit dem Rad oder ÖPNV sorgen für eine große Nähe sowohl zur Bremer City als auch den erwähnten Freizeit- und Erholungsbereichen.
Die Bürgerweide (1987 dem Ortsamtsgebiet "West" zugeschlagen) ist mit dem Kulturzentrum Schlachthof, der Stadthalle (der heutigen ÖVB-Arena), dem Congress-Centrum Bremen (CCB) und den Messehallen ein markanter Standort für überregional bedeutende Veranstaltungen. Diese Einrichtungen leisten einen sehr wesentlichen Beitrag zur Imagepflege der Hansestadt als norddeutsches Oberzentrum und werden ergänzt um einen Hotelneubau. Diese "Standort-Offensive" der neunziger Jahre korrespondiert mit der Neugestaltung des Nordausganges am Hauptbahnhof und den von dort zum Congress-Centrum führenden "Klangbogen". Geschäftsleute, Stadtplaner und Kommunalpolitiker haben diesen Öffnungsgedanken zwischenzeitlich zumindest auf der Reißbrett-Ebene vertieft: mit der Vision, die Eickedorfer Straße als "Findorff-Boulevard" aufzuwerten und gleichzeitig den Torfhafen aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken.
Gleiches gilt für ein anderes Grenzgebiet zur Bürgerweide. Das Gewerbegebiet Plantage, ab 1863 erstes Wohnviertel in Findorff und im Zweiten Weltkrieg untergegangen, präsentiert sich heute als eine etwas unsortierte Ansammlung von Gewerbe, Dienstleistung und Kultur. Hier steht in den Folgejahren eine Neugestaltung an. Erste planerische Entwürfe, die vor allem die Situation zur Admiralstraße deutlich verbessert werden und interessante Akzente zur Stadtbildgestaltung setzen, konnten der Öffentlichkeit und der Kommunalpolitik bereits vorgestellt werden.
Wenn man die Bürgerweide als Standort für Begegnungen und Veranstaltungen anspricht, darf natürlich jenes Fest nicht vergessen werden, das in Bremen als die "fünfte Jahreszeit" gilt und eben an diesem Ort stattfindet: der Bremer Freimarkt, der alljährlich in der zweiten Oktoberhälfte die ansonsten eher reserviert geltenden Hanseaten vergnügungssüchtig werden lässt und über eine mehr als 950-jährige Geschichte verfügt. Fest verbürgt ist daher auch die Zusage des Senats an die Schausteller, dass diesen trotz aller neuen Projekte auf und an der Bürgerweide eine Fläche von 100.000 Quadratmetern erhalten bleibt.
Nahezu die Hälfte des Stadtteils gehört den Kleingärtnern, die ihren Platz im Ortsteil In den Hufen zwischen Neubauerschließung und dem Naherholungsgebiet Blockland haben. Auf der Bezirkssportanlage an der Nürnberger Straße finden vier Vereine ihre Heimat: die SG Findorff, der VfL 07, der ESV Blau-Weiß mit seiner Schießsportanlage jenseits des Bahndammes an der Venloer Straße und der Hanseatische Hockey-Club.